Sehr geehrte Damen und Herren, mit großer Bestürzung lese ich in der aktuellen c't die Darstellung über die TCPA Veranstaltung im Bundesministerium für Wirtschaft. Ich war persönlich am ersten Tag dabei und habe daher das Bedürfnis, meine Sicht der Dinge darzustellen. Aus meiner Sicht sind alle wichtigen Fragen an die TCPA/TCG Vertreter gestellt worden. Der IBM Vertreter mußte nach Nachfrage aus dem Publikum kleinlaut zugeben, daß eben doch nicht alle Schlüssel für den Benutzer auslesbar oder gar änderbar sind. Der Microsoft Deutschland Vertreter hat sich durch Folien auf Teletubby-Niveau selbst lächerlich und unglaubwürdig gemacht ("hier sind die guten Bytes und da sind die bösen Bytes und jetzt kommen die bösen Bytes gar nicht mehr rein") und verlor vollends sein Gesicht, als er sich an Schlüsselstellen zu seiner Verteidigung auf Unwissenheit plädierte. Seine Präsentation brach vollends zusammen, als er auf die Zwischenfrage, wie denn Palladium auch nur bekannte Viren und Würmer wie Bugbear und Slammer hätte verhindern können (gar nicht). Bei der Podiumsbefragung am Ende des ersten Tages konnten kritische Zwischenfrager außerdem noch von den Podiumsmitgliedern die Aussage herausarbeiten, daß der einzige Nutzen von TCPA für Privatnutzer das Schaffen neuer Geschäftsmodelle ist (d.h. Hollywood hat dann neue Möglichkeiten, Filme anzubieten). Jeder möge für sich selbst entscheiden, ob er das als Vorteil oder Nachteil sieht. Zusammenfassend möchte ich sagen, daß die Veranstaltung aus meiner Sicht ein großer Erfolg für die kritischen Geister des CCC war. Der CCC hat Livemitschnitte der Audiostreams der Veranstaltung gemacht und auf ftp://ftp.ccc.de/konferenz/200307_TCG_BMWA/ öffentlich zur Verfügung gestellt. Interessierte c't-Leser sind herzlich eingeladen, sich anhand dieser Aufnahmen selbst ein Bild von der Veranstaltung zu machen. Üblicherweise gehen Firmen bei solchen Veranstaltungen der Verantwortung aus dem Weg, indem sie nur mittleres Management hinschicken, die dann glaubwürdig auf Unwissenheit plädieren können oder deren Aussagen man später als Firma widerrufen kann. In diesem Fall haben die Firmen aber jeweils ihre Top-Verantwortlichen zu dem Symposium geschickt, was diese Ergebnisse und den Verlauf der Veranstaltung besonders wertvoll macht. Von den auf dieser Veranstaltung herausgekämpften Zugeständnissen (Intel sagte z.B., man werde auf jeden Fall immer auch Non-TCPA Hardware anbieten) wird der europäische Verbraucherschutz noch lange zehren können. Herr Himmelein beschwert sich in seinem Bericht, daß der CCC nichts zur sicheren Authentisierung des Users gegenüber dem Computer gefordert habe. Das ist unwahr, diese Frage ist u.a. von Rüdiger Weis angesprochen und als mögliche Lösungen sind Smartcards und USB-Tokens angeführt worden. Im Übrigen setzt sich TCPA laut Eigenaussage das nicht zur Aufgabe und schlägt selbst Smartcards dafür vor. Wenn Herr Himmelein diese Forderung für wichtiger als eine Kritik aus Konsumentensicht hält, ist er herzlich eingeladen, diesen Kritikpunkt selbst an die TCG heranzutragen. Als Teil der Kritik des CCC hätte das aus meiner Sicht nur die Kernpunkte verwässert. mit freundlichen Grüßen, Felix von Leitner